Wilde Pferde – Lee Hoffman

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Wilde Pferde – Lee Hoffman

Rezension


Leseversion: HEYNE WESTERN TB – Band 2591
Originaltitel: The Valdez Horses (1967)
Verlag: Heyne
Übersetzung: Bodo Baumann
Veröffentlicht: 1981
Status: Nachdruck
Erstauflage: BASTEI WESTERN TB – Band 41128 (1973 – dt. Erstauflage)
Seiten: 156


Autor: Lee Hoffman
Realname: Shirley Bell Hoffman

Galerie Fazit


Veröffentlicht: 27.1.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Lee Hoffman schrieb in den 1950er-Jahren Science-Fiction-Storys und ab Mitte der 1960er Jahre Westernromane.
Ihr vierter Western wurde ihr bekanntester: “The Valdez Horses”. Für diese Story erhielt sie den begehrten amerikanischen Literaturpreis “Spur Award“.
1973 wurde der Roman von Regisseur John Sturges mit Hauptdarsteller Charles Bronson unter dem Titel “Valdez il mezzosangue” (dt. Titel “Harte Männer – wilde Pferde”) im spanischen Almeria verfilmt.

Die Autorin hatte ein großes Problem damit, dass Leser ihre Storys nur kauften, weil sie eine Frau war. Da sie nicht anders behandelt werden wollte als männliche Autoren, nahm sie einen Pseudonym-Vornamen an, der für beide Geschlechter Verwendung findet.

Inhalt

Jamie Wagner, ein 18-jähriger Junge aus den Südstaaten, kommt 1875 in den Westen, um als Cowboy auf einer Ranch zu arbeiten. Er verirrt sich und strandet so bei dem Pferdezüchter Chino Valdez, einem Halbindianer. Der Junge will bei ihm bleiben, denn er merkt schnell, dass der Mann besonders viel von Pferdezucht versteht, aber Valdez kann oder will ihm nichts bezahlen. Er möchte daher, dass er weiterreitet. Allmählich gewöhnt sich Chino an den Jungen, auch weil er sieht, dass Jamie sich redlich bemüht.

Da taucht der großspurige Buell Stanhope mit seiner Tochter Louise auf – und Chino fängt sogleich Feuer. Der Rancher ist der eigentliche Besitzer des Landes, denn den Indianern gehört praktisch nichts mehr von ihrem Grund und Boden.
Nun prallen zwei Welten im Geheimen aufeinander: Der abgeklärte Chino Valdez, der sich in das Mädchen verliebt und das im Osten der USA aufgewachsene reiche Töchterlein, das sich ein erotisches Abenteuer mit einem “Wilden” verspricht!
Der Boden für eine brutale Eskalation ist vorbereitet!


EXTRAS GALERIE (2 Bilder)

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Fazit

Hier geht es unterschwellig um die Arroganz der weißen Rasse gegenüber den indigenen Völkern und Mischlingen. Der dümmste und wertloseste weiße Amerikaner dünkte sich noch erhaben über die rote Rasse, selbst dann noch, wenn ihm das Gegenteil bewiesen wurde. Es konnte einfach nicht sein, dass “primitive Heiden” sich über “wahre Christenmenschen” in “God’s Own Country” erhoben! Viel Platz erhält auch Chinos besondere Liebe zu den wilden Mustangs Amerikas, aus denen er die besonderen Valdez-Pferde züchtet. Diese Pferde werden nicht eingebrochen, sondern dürfen ihren eigenen Willen behalten, werden jedoch auf indianische Weise daran gewöhnt, ihre jeweiligen Reiter zu akzeptieren.

Kaum ein Hehl macht meines Erachtens die Autorin daraus, dass ihre Sympathien in diesem Roman sehr viel mehr auf der Seite der Ureinwohner zu finden sind. Denn auch der Stamm der Arapahoes, die in der Nähe ihr Winterlager haben, schneidet weitaus besser ab, als eben der Rancher Stanhope und andere Bürger aus Jubilee. Einzig der Sheriff von Jubilee gehört zu den wenigen, die Chino Valdez verstehen und ihn akzeptieren, weil er ein fleißiger Mann ist. Als Chino wegen der Liaison mit Louise Stanhope von ihrem Vater fast zu Tode gepeitscht wird, rächt sich dieser auf subtile Art und Weise, wie es wohl eher einer Frau einfällt, denn einem männlichen Autor.

Ein Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt: Zum einen, weil es sich um den Western einer Frau handelt, die mit einer anderen Sicht der Dinge das Genre bereichert, zum anderen, weil alles aus der Sicht eines 18-Jährigen beschrieben wird, der 25 Jahre später einem anderen 18-Jährigen eben diese Story erzählt. Ein Roman, der die Leserschaft gewiss spaltete und dies wohl auch heutzutage noch tut. In jungen Jahren hätte ich diesen Roman wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen – heute jedoch ziehe ich die Spannung auch aus Stellen und Beschreibungen heraus, die ich früher nicht so sehr beachtet hätte. Das Älterwerden bietet einem auch eine andere Sicht auf die Dinge des Lebens…

In diesem Fall gebe ich zwei Bewertungen ab:

8 von 10 Revolverkugeln (als Akzeptant anderer Formen von Western)
5 von 10 Revolverkugeln (als Fan von traditionellen Western)

Hohe Empfehlung!

Gottfried Marbler, Februar 2021


 Bewertung

8 von 10 Revolverkugeln