Passage Station – G.F. Unger

Created with Sketch.

Passage Station – G.F. Unger

Rezension


Leseversion: G.F. Unger TB Band 43269
Verlag: Bastei
Veröffentlicht: 1993
Status: Nachdruck
Erstauflage: LB Mülbüsch (1966)
Nachdruck (u.a.): G.F. UNGER WESTERN (Z) 292, WESTERN-BESTSELLER 2191
Seiten: 173

Autor: G.F. Unger
Realname: Gert Fritz Unger

Galerie Fazit

Veröffentlicht: 25.09.2023

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Die Goldgier der Menschen trat wohl nirgends so sehr in Erscheinung wie in den beiden Amerikas beziehungsweise in den damaligen Territorien zur Zeit des Wilden Westens. Wo nach Gold gegraben und/oder Gold gewaschen wurde, waren die Goldhyänen, die Banditen, die Wegelagerer und dergleichen mehr nicht weit. Vielen glücklichen Goldfindern wurde alles wieder abgenommen, und nicht wenige von ihnen verloren gewiss auch ihr Leben.

Inhalt

Ben Adamson kehrt aus dem verlorenen Sezessionskrieg heim und findet heraus, dass sein jüngerer Bruder zu einer Banditenbande gehört, die mit dem Ausrauben von Banken große Beute macht. Noch haben sie niemand dabei getötet, aber das kann jederzeit passieren – und dann endet sein Bruder Johnny am Galgen. Um das zu verhindern, will er Johnny aus der Bande herausholen. Deshalb befreit er den Gefangenen, den die Bürger der Stadt machten, aus dem Jail und flüchtet trickreich per Postkutsche vor den Aufgeboten. Doch Bill Carradine dankt es ihm schlecht: Kurz vor dem Ziel ihres Ritts zum Treffpunkt der Bande – der Passage Station in New Mexico – entwaffnet er ihn und stößt ihn samt Pferd über eine Felswand in die Tiefe. Carradine ist sicher, dass Ben diesen Absturz nicht überleben kann.

Ben Adamson überlebt mithilfe aller Schutzengel, die gerade in der Gegend waren, bleibt ob seiner Schmerzen wie im Koma liegen, wird von Frachtfahrern ausgenommen und danach mitgenommen zur Passage Station, wo er in die Obhut der jungen und überaus schönen Ann Sturges kommt. So gelangt Ben doch ans Ziel, das sie zuvor hatten! Ann pflegt ihn wieder gesund, obwohl Ben spürt, dass dies ihrem Vater und den beiden Brüdern nicht zu passen scheint. Während seiner Genesung erfährt er, dass Ann seinen Bruder Johnny gut kennt, mehr noch, dass er um sie wirbt und gute Chancen hat, sie für sich zu gewinnen, wenn er genügend Geld auftreibt, um ihr ein feudales Leben bieten zu können. Sie will hier auf dem Pass nicht versauern, sondern die Welt kennenlernen. Nun wird Ben klar, weshalb sein Bruder zum Banditen wurde, denn wie hätte er sonst in kurzer Zeit zu so viel Geld kommen sollen? Auch der Rest der Bande ist hinter dem Mädchen her. Alle vier Banditen sind auf der anderen Seite des Passes im Golden Valley, einem Goldgräbertal, in dem viel Gold gefunden wird, bei der Post- und Frachtfuhrlinie von Peggy Duane mitbeteiligt.

Erst als sein Bruder auf der Station auftaucht und mit ihm spricht, wird Ben Adamson klar, dass hier ein viel größeres Ding geplant ist: Die Bande will mit der gesamten Goldausbeute eines Jahres auf einmal abhauen! Dazu brauchen sie die Passage Station sowie die Familie Sturges, um die Armee-Eskorte kaltzustellen und mit dem Gold auf etlichen Maultieren über die Berge zu verschwinden. Denn die Familie Sturges lebt seit 20 Jahren auf dem Pass und kennt beinahe jeden Stein persönlich. Johnny macht Ben klar, dass er keinesfalls weggeht, sondern bei dieser Sache mitmacht und mit Ann in die weite Welt ziehen will. So entschließt sich Ben, ebenfalls mitzumachen, denn der Bande fehlt alsbald Bill Carradine. Der Bandit kommt her, um Ben eiskalt abzuknallen, doch der hatte von Johnny eine doppelläufige Derringer-Pistole erhalten. Damit erschießt er Carradine von seinem Krankenlager aus.

Der Raub von über 700 Kilo Gold geht perfekt über die Bühne mithilfe der Sturges‘. Als kleiner Wermutstropfen taucht noch Peggy Duane auf, denn sie misstraut ihren Partnern. Will sie ebenfalls ihren Anteil an der Beute haben? Oder fühlt sie sich den Gläubigern im Golden Valley verpflichtet? Ben glaubt eher an Letzteres. Am abendlichen Lagerfeuer wird ein Mann erschossen – von einem Apachen, wie es scheint. Am nächsten Tag trifft es Johnny Adamson! Nun erkennt Ben, dass alles umsonst war und er für nichts zum Banditen wurde! Wie sollen sie den Killer fangen, der mit einer weittragenden Büffel-Sharps schießt? Als dann auch noch McLintok, der Boss der Bande, tot ist, erkennt Ben die ganze Tragweite: Die Sturges-Familie will alles Gold für sich allein haben – und sie sind nicht bereit, mit ihm und mit Peggy Duane zu teilen, weshalb sie beide ebenfalls über die Klinge springen müssen.

Ist hier in der Wildnis sein Weg zu Ende?

GALERIE (3 Bilder)

Insgesamt gibt es bis heute 13 Nachdrucke (inkl. e-Books)

Bild 01-02: Das G.F.UNGER TASCHENBUCH 43269
Bild 03: Nachdruck als G.F. UNGER WESTERN (Zauberkreis) 292

Für mehr Infos einfach mit der Maus über die Bilder fahren oder anklicken.

Fazit

Ein gutes Thema, das der Autor hier bearbeitete, denn mit Goldgräbern, Goldräubern und dergleichen hat er viele Romane gefüllt. Die Grundidee ist auch toll ausgetüftelt und das “Wie” des Golddiebstahls hat einiges für sich.

Leider hat hier der Autor viele Zeilen geschunden, indem er vieles wieder und wieder erklärte und erläuterte, als traute er seinen Lesern nicht zu, sich über ein paar Seiten hinweg die wesentlichen Dinge zu merken. Damit wirkt der Plot mehrmals ermüdend, vor allem bis gut über die Hälfte des Romans. Hatte er 1966 schon seine Schwierigkeiten, eine spannende Story nach der anderen abzuliefern? Denn laut seiner eigenen Definition, die ich einmal las, gibt es nur sieben Grundthemen, aus denen alle Western bestehen (sollen). Da wird es für einen Vielschreiber sicher problematisch, Monat für Monat, Jahr für Jahr etwas mehr oder weniger Neuartiges in die Tasten zu klopfen. Das ist für mich sehr wohl verständlich.

Was bleibt ist dennoch, dass der Roman in Sachen Spannung zu wünschen übrig lässt. Vieles ist zu leicht voraussehbar oder kennt man beinahe Wort für Wort aus anderen Romanen. Andererseits gibt es ein paar Wendungen, die doch einen gewissen Aha-Effekt hinterlassen. Gewiss waren die Leser damals nicht so überhäuft mit Westerntexten wie wir (oder ich) heutzutage. In diesem Kontext gesehen fällt meine Wertung hierzu etwas besser aus, wobei Geschmäcker ohnehin verschieden sind. Was mir nicht sosehr zusagt, kann anderen Lesern wiederum behagen. Warum auch nicht?

Eine Leseempfehlung für diesen Roman gibt es von mir allemal!

Gottfried Marbler, September 2023

 Bewertung

7 von 10 Revolverkugeln