Söldnergold für heißes Blei – Gordon D. Shirreffs
Rezension

Leseversion: HEYNE WESTERN TB Band 2319
Originaltitel: Showdown at Sonora (1969)
Verlag: Heyne
Übersetzung: Alfred Dunkel
Veröffentlicht: 1972
Status: Erstauflage
Nachdruck: ZAUBERKREIS TB 312 u.a.
Seiten: 127
Autor: Gordon D. Shirreffs
Realname: Gordon Donald Shirreffs
Veröffentlicht: 07.10.2022
Rezension von Gottfried Marbler
Hintergrund
Was ist dem Heyne Verlag da eingefallen, den original 1. Roman der Kershaw-Reihe als die Nr. 2 zu veröffentlichen, nachdem der 2. Band bereits als Nr. 2269 mit dem Titel “Das Geheimnis der spanischen Mission” erschien? Waren in dem Verlag desinteressierte Leute am Werk, denen so etwas egal war – oder handelte es sich um geschäftliches Kalkül? Wobei ich mir nicht vorstellen kann, was daran besonders geschäftlich sein sollte; den Lesern hätte es gewiss andersherum besser gefallen. Da bin ich mir sicher.
Inhalt
Lee Kershaw kehrt nach 13 Jahren auf seine heimatliche Ranch ins Querencia Valley von New Mexico nahe der Kleinstadt Cibola zurück. Auf der Ranch ist nur noch der alte Anselmo geblieben. Bennet Luscombe gewährte Lees indes verstorbenen Vater eine Hypothek mit dem Hintergedanken, dass er die Ranch und das Land kassieren wird, denn der junge Kershaw taugt einfach nicht zum Rancher. Das Handwerk, das er hervorragend kann, ist: Menschen zu jagen, zu fangen, dem Gesetz auszuliefern – lieber lebendig als tot!
Da kommt eines Abends sein bester Freund aus früheren Tagen, Chad Mercer, auf die Ranch galoppiert und verlangt Lees bestes Pferd, um gleich weiterreiten zu können. Lee verweigert ihm dieses, weiß er doch genau, dass Chad gewiss von einem Aufgebot gejagt wird und er, Lee, der Beihilfe bezichtigt würde. Chad schlägt ihn nieder und haut mit dem Pferd ab.
Bennet Luscombe reitet mit einer Posse heran. Er ist auch der Sheriff von Cibola. Keiner will Lees Story glauben, aber Luscombe geht es um etwas ganz anderes. Er will, dass Lee Kershaw sich auf die Fährte von Chad Mercer setzt und ihn lebend zurückbringt. Lee will nicht darauf eingehen, denn alles, was Chad inzwischen kann, hat er ihm beigebracht – und das ist eine Menge. Doch Luscombe gibt nicht nach: Entweder er reitet ihm nach oder es sind die Raten der Hypothek fällig. Bringt er Mercer zurück, gehört die Ranch wieder ihm.
Es wird ein Ritt in die Hölle von New Mexico. Chad Mercer spielt alle seine Tricks aus; die ihn verfolgende Posse verliert in derselben Nacht noch ihre Pferde durch ihn! Nicht so Lee, denn er arbeitet immer allein. Jedes Mal, wenn Lee glaubt, Chad am Wickel zu haben, gelingt es diesem wieder und wieder, zu entwischen. Dazu kommt, dass Chad prominente Helfer hat: Sohn und Tochter von Bennet Luscombe! Leila Luscombe erwartet ein Kind von Mercer; sie will nicht, dass der Vater ihres Kindes gefangen genommen wird. Schließlich gelangt Chad nach Mexiko – und nun hat Lee Kershaw ein massives Problem: General Lopez war Lees und Chads Brötchengeber bei der letzten Revolution, nur war Lopez Revolutionär und schuldet Lee noch sehr viele Dollars! Jetzt will Lopez es wieder versuchen, und Chad Mercer reitet zu ihm. Lopez wird Lee dem “ley del fuego” (auf der Flucht erschossen) zuführen, sollte er ihn kriegen. Dasselbe droht ihm durch die Federales; unter Lees strategischem Geschick haben sie damals schwere Verluste erlitten. Wie er es auch dreht und wendet: Will er seine Ranch retten, muss er direkt in die Hölle springen und den Teufel beim Schwanz packen.
Lee Kershaw hat noch etwas im Talon, mit dem niemand rechnet – und diesen Trumpf spielt er nun aus, wohl wissend, wenn sein Gegenüber nicht darauf eingeht, wird das “ley del fuego” praktiziert. Eine Minute Vorsprung beim Davonlaufen…
GALERIE (3 Bilder)
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Fazit
Ein stark verfasster Auftaktroman des beliebten amerikanischen Autors für dessen „Lee-Kershaw-Reihe“, der mit dieser Story überaus zu fesseln vermag. Im Heyne Verlag sind alle sieben Bücher als Übersetzungen erschienen. Ob sie durchs Übersetzen gekürzt wurden, kann ich nicht sagen, aber dieses Buch kommt mir sehr rund vor, soll heißen, es gibt keine holprigen Stellen, an denen man merken könnte, dass Text fehlt. Zudem ist die Schrift klein gehalten, wahrscheinlich um den gesamten Text in den wenigen Seiten unterzubringen.
Der Held, der kein strahlender ist, aber das sind Menschenjäger eher selten, ist einer der abgeklärten Sorte, der inzwischen seine Ruhe haben will, aber wie das halt so ist, geht das nicht. Und schon macht er wieder das, was er gut kann – und darin ist er ein Meister. Auch wird er nie wirklich angeschossen, anders als Ungers Helden, die mehrfach verwundet werden, aber jede Verwundung überwinden und dann alles Böse ausmerzen. Lee Kershaw ist ein Bodyhunter, dem es wenig ausmacht, auf Menschen zu schießen, um sie zu töten, wenn es sein muss. Zumindest in diesem Buch ist nichts davon zu merken – und das ist auch gut so. Denn was soll das für ein Kopfgeldjäger sein, der mit seinem Gewissen herumhadert, ob er auf einen Gejagten schießen soll oder nicht?! Aber Lee Kershaw tötet niemals für Geld!
Ungemein dichter und fesselnder Schreibstil mit großer Intensität den Lesern serviert – und daher die höchste Leseempfehlung von mir!
Gottfried Marbler, August 2022
Bewertung
