Spiel auf zum Totentanz – Cobb

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Spiel auf zum Totentanz, Compadre! – Walter J. Cobb

Rezension


Leseversion: NEUE WESTERN AUS AMERIKA – Band 17
Verlag: Bastei
Veröffentlicht: 1979
Status: Erstauflage
Seiten: 158


Autor: Walter J. Cobb
Realname: Joachim Kobusch

Galerie Fazit


Veröffentlicht: 17.1.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Der Roman behandelt als eines der Hauptthemen den latent schwelenden Konflikt zwischen der texanischen Mehrheitsbevölkerung und der mexikanischen Minderheit, welche damals in etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachte. Die Unterdrückung durch die weißen Amerikaner war gewiss ein massives Problem, das auch heute noch vorhanden ist oder sogar derzeit verstärkt vorkommt.
Wenn es auch die Texaner nicht sehen wollen, aber sie haben ihr Land im Grunde den Mexikanern gestohlen, weil das gesamte Land lange zuvor von den spanischen Konquistadoren den Ureinwohnern abgenommen wurde. Besitzverhältnisse von anderen Nationen waren den amerikanischen Eroberern völlig schnuppe…

Pulverrauch-Anmerkungen

Nummer 4 in der Miniserie rund um Clint Cassidy.
Neben den acht Taschenbüchern gab es noch einen weiteren Band vom selben Autor als BASTEI WILDWEST-ROMAN 1203.
Außerdem hatte Cassidy ein paar Gastauftritte in einigen LASSITER TB, die im selben Zeitraum erschienen.

Inhalt

Clint Cassidy ist der beste Mann der Pinkerton Agency in Chicago. Er will nach einem gelösten Fall in Westtexas das nahe liegende Grab seiner Eltern besuchen, die vor 25 Jahren von mexikanischen Banditen unter der Führung von El Pintojo – “der Pockennarbige” – ermordet wurden. Aber auf seinem Erbe sind Firmengebäude errichtet worden, um eine Silbermine auszubeuten. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille, wie er bald erfährt.

Er trifft auch seinen Jugendfreund, Don Esteban Limboya, wieder, der aber darauf hinarbeitet, Texas wieder Mexiko einzuverleiben! Auf dem Ritt nach El Paso wird Don Esteban angeschossen und sein Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden. Stirbt er, dann bricht unweigerlich der Krieg zwischen der mexikanischen Minderheit gegen die Gringos, die Texaner, aus. Cassidy weiß, dass er nun auch gegen El Pintojo kämpfen muss, denn dieser alte Mann hat noch immer seine blutbesudelten Finger in dem dreckigen Spiel drin.

Aber kann er noch etwas ausrichten, da die Mexikaner Fort Bliss bereits angreifen?


EXTRAS GALERIE (2 Bilder)

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Fazit

In dieser vierten Story um den Pinkerton-Agenten wird ein Prozedere aufgebaut, das einerseits nicht uninteressant wirkt und ordentlich Potenzial hat. Andererseits wirkt der Plot ein wenig überfrachtet, so viel stürmt auf den Leser ein. Banditenmorde vor einem Vierteljahrhundert an den Eltern, und der Sohn hat kein Interesse daran, diese zu rächen, weil dies nicht mit der Pinkerton-Philosophie zusammenpasst. Mexikanische Freischärler, die nur darauf warten, gegen Texas zu kämpfen, aber mit praktisch nichts in den Händen. Dazu der große Held, der minutenlang überlegt, ob er auf die Angreifer schießen soll, während ihm deren Kugeln bereits um die Ohren pfeifen! Es entspricht nicht seinen Gepflogenheiten!

Ein Etikettenschwindel par excellence! Ich habe dieses Taschenbuch 1979 oder 1980 erworben, weil die Reihe eben versprach, neuartige Western aus Amerika zu bieten. Damals verlor ich jedes Interesse an dieser Romanreihe – mit dem heutigen Wissen, dass der angegebene Name ein Pseudonym für einen deutschen Autor ist, wundert es mich nicht mehr. Absolut kein „neuer Western“ aus dem Mutterland der Western-Abenteuer. Ein arger Kundennepp, so würde ich das nennen.

Deutsche Verlage sollten vielleicht nicht gerade ihre Hausautoren als amerikanische Westernschreiber ausgeben, wenn diese stets auf Pazifismus in ihren Texten achten müssen oder sollen. Damit wirken die Romane eher lächerlich. Der Plot ist im Grunde moderner, flapsiger und flüssiger geschrieben, ist aber eben nicht das, was ich mir hiervon erwartet hatte. Beim neuerlichen Lesen wollte ich diesen Roman mehrmals an die Wand werfen …

Guter Schreibstil, aber nicht das, was ich von der Hauptperson lesen will!

Leseempfehlung ja, aber mit Einschränkungen.

Gottfried Marbler, Dezember 2021


 Bewertung

6 von 10 Revolverkugeln