Calhoun reitet – G.F. Unger

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Calhoun reitet – G.F. Unger

Rezension


Leseversion: G.F. UNGER TB Band 43203
Verlag: Bastei
Veröffentlicht: 1987
Status: Nachdruck
Erstauflage: Leihbuch – Mühlbüsch Verlag (als G.F. BUCKET 1967)
Seiten: 157


Autor: G.F. Unger
Realname: Gert Fritz Unger

Galerie Fazit

Veröffentlicht: 20.05.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Da habe ich in der vorherigen Rezension bei Wayne D. Overholsers Western „Dan bleibt im Sattel“ gemeint:
Einer der ärgerlichsten Rancher, über die ich bisher las, wird hier vorgestellt: Ash Lane. Dieser Mann hat nur sein eigenes Gesetz im Auge, seine Macht über…

Und dann lese ich im Anschluss den hier zu rezensierenden Western von Gert Fritz Unger – und bin so richtig baff: Beinahe die idente Ausgangssituation! Natürlich nicht eins zu eins nachgeschrieben, aber der alte Rancher ist ebenso halsstarrig, die Tochter will keine „vorteilhafte Partie“, sondern eben ihren Kelso Calhoun heiraten.
Nicht dass ich behaupten möchte, G.F. Unger hätte bei seinem Roman plagiiert, aber die Ähnlichkeit des Rancher-Tochter-Liebespartner-Dreiecksverhältnisses ist schon frappant. Auch dass hier drei Banditen eine wesentliche Rolle spielen, trägt ebenfalls sein Scherflein bei.

Inhalt

Big Bill Bagbee gibt dreien von seinen Reitern die Order, Kelso Calhoun eine derart harte Abreibung zu verpassen, dass er die Lust daran verliert, weiterhin seiner Tochter Peggy den Hof zu machen. Doch der alte Rancher irrt sich gewaltig: Calhoun reitet wenige Nächte später auf die Ranch und Peggy Bagbee ist auf der Stelle bereit, mit ihm nach Kalifornien abzuhauen. Eine Wahnsinnsidee des jungen Burschen: 1866 sind die Apachen in Arizona noch so stark, dass es nur wenige lebende Weiße im Land gibt! Von Tucson nach Kalifornien sind es einige Hundert Meilen durch unwegsamstes Land, hitzeflirrende Wüsten, beinahe wasserloses Gelände mit nur wenigen Wasserlöchern, die jedem Apachen bekannt sind. Der einzige Vorteil für Kelso ist, dass er zu einem Viertel Apache ist, bei ihnen aufwuchs und viele Dinge wie dieses Volk kennt. Fällt er in ihre Hände, ist er tot wie andere Weiße auch!

Big Bill Bagbee ist ab dem Morgen hinter ihnen her, um seine Tochter zurückzuholen und den verhassten Calhoun aufzuknüpfen. Er will unbedingt Peggy mit Major James Stedloe verheiraten; der Offizier hat eine glänzende Karriere vor sich und könnte die Ranch in Bagbees Sinne weiterführen. Kelso gelingt es immer wieder, die Bagbee-Mannschaft auf Abstand zu halten. Dafür geraten sie bei einem Wasserloch in die Gefangenschaft von drei brutalen Banditen, die Kelso nur deshalb am Leben lassen, weil sie erraten, dass er einen möglichst sicheren Weg nach Yuma kennt. Doch bei Pine Well landen sie notgedrungen in der Falle der Apachen, die diese für sechs Frauen und einen alten Scout legten. Diese Frauen sind unterwegs zu Goldgräbern, die sie heiraten wollen, um nicht noch länger einsam leben zu müssen. Das Gold haben jedoch die Banditen dabei, die behaupten, dass Apachen alle Goldschürfer ermordeten und der letzte noch Lebende ihnen das Gold vermachte.

Als dann noch Big Bill Bagbee mit seiner Mannschaft beim Wasserloch eintrifft, versucht er sofort, Kelso zu killen. Doch die Banditen hindern ihn daran. Zudem wird schnell klar, dass die Indianer immer mehr Zulauf von weiteren Apachenbanden erhalten. Es bleibt nur eins übrig: Calhoun ist der beste Mann, um Major Stedloe entgegenzureiten, ihm klarzumachen, so schnell wie möglich mit seiner Kavallerie nach Pine Well zu reiten, um die Weißen zu retten. Kelso geht es vorrangig nur um die Rettung von Peggy, denn die beiden lieben sich noch immer.

Aber wird er Peggy sowie die anderen Frauen und Männer nach mehreren Tagen schwersten Ritts noch lebend vorfinden? Er hat wenig Hoffnung, weiß jedoch, dass es nur diese eine Chance gibt für alle hier noch lebenden Gestrandeten.

Und: Calhoun reitet…

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Fazit

G.F. Unger legt mit diesem Roman einen sehr gut geschriebenen Western vor, der relativ schnörkellos herüberkommt. Natürlich weist sein „Ich-Erzähler“ alle Unger‘schen Attribute auf, aber das verwundert wenig. Dennoch war ich angenehm überrascht, denn dieser Roman entpuppte sich als sehr spannend und wendungsreich verfasster Plot. Was bei seinen Romanen oft bis zum Überdruss zelebriert wird – das Hineinstolpern seines Helden in fast jedes Problem –, das muss man hier beinahe entschuldigend zur Kenntnis nehmen. Die Jugend wägt nun einmal nicht alle Gefahren genauestens ab, bleibt daher nicht daheim, auch wenn anhand der Apachengefahr der Skalp recht locker sitzt! Zudem glaubt ein junger Mann gewiss leichter an seine Unfehlbarkeit als ein älterer, der schon ein paar gefährliche Situationen überstanden hat.

Somit gibt es nicht viel daran zu mäkeln, sondern den Tipp von mir: Bewertet nicht nach dem mauen Titel, sondern lest den Roman nach Möglichkeit. Mir hat er sehr gut gefallen.

Gottfried Marbler, Mai 2022


 Bewertung

10 von 10 Revolverkugeln