Dan bleibt im Sattel – Wayne Overholser

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Dan bleibt im Sattel – Wayne D. Overholser

Rezension


Leseversion: HEYNE WESTERN TB 2569
Originaltitel: Draw or Drag (1949/50)
Verlag: Heyne
Übersetzung: Dr. Hansheinz Werner
Veröffentlicht: 1980
Status: Nachdruck
Dt. Erstausgabe: LB AWA Verlag (1956)
Seiten: 190


Autor: Wayne D. Overholser
Realname: Wayne D. Overholser

Galerie Fazit

Veröffentlicht: 13.05.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Dieser Western war der dritte Roman von Wayne D. Overholser, der in den USA erschienen ist; im Heyne Verlag erschien er als siebentletztes Taschenbuch des Autors. Als der Roman im Jahre 1950 in die Buchläden kam, war der Autor bereits 43 oder 44 Jahre alt, hatte aber mit Western-Kurzgeschichten für die damals sehr beliebten Pulp-Magazine neben seinem Lehrerberuf längst zu schreiben begonnen. Er zählte bald zu den beliebtesten Autoren in den Staaten, aber auch in Europa wurden und werden seine Western sehr geschätzt.

Inhalt

Dan Reardon freut sich auf ein Wiedersehen mit seiner Verlobten, der Rancherstochter Sue Lane. Gerade will er von einer Mesa herunterreiten, als ihm Ash Lane, Sues Vater, mit Link Bellew, dem Vormann, und ein paar Cowboys entgegenkommt. Sie wollen Collie Knapp lynchen, den sie verdächtigen, ein Pferdedieb zu sein. Er hat immer Geld, geht aber keiner sichtbaren Arbeit nach. Doch Collie ist Dans Freund; er gab ihm auch das Geld, damit er sich hier im Long Tom Valley ein Stück Land und ein paar Rinder kaufen konnte, um auf eigenen Beinen zu stehen. Zuvor war Dan zwei Jahre lang Ash Lanes Vormann. Der halsstarrige Mann kann ihm seinen Weggang nicht verzeihen und verbietet ihm, sich weiter mit seiner Tochter zu treffen. Vordergründig jedoch, weil er sich gegen diese Mannschaft stellt, damit sie Collie Knapp nicht töten können. Nun sind die Fronten klar abgesteckt, noch dazu, weil der alte Rancher will, dass seine Tochter Link Bellew ehelicht.

Da erscheinen auf Dans Ranch Pat Quinn, der reichste Mann vom Goldgräbercamp Gold Cup, und dessen Tochter Astha, die ebenfalls ein Auge auf den jungen Mann geworfen hat. Es kommt zu einem Handel zwischen ihnen, weil Sue Lane nach einem kleinen Streit mit Dan diesem den Verlobungsring vor die Füße warf. Pat Quinn will sich das gesamte Tal unter den Nagel reißen und dabei Ash Lane vollständig vernichten! Dafür wird Reardon sein Partner werden und Astha zum Traualtar führen. Dan würde mit einem Schlag reicher sein, als Ash Lane es jemals war. Ein sehr verlockender Gedanke für einen Smallrancher.

Mithilfe von Collies Freunden, vier Banditen in einem gut getarnten Versteck, macht sich Dan auf nach Utah, um 500 Stiere zu kaufen, diese auf sein Land zu bringen, dort zu mästen und im Herbst mit ihnen die Rinder nach Gold Cup zu treiben. Ein großartiges Geschäft für ihn, aber ein viel größeres für Quinn, der indes alle ansässigen Schlächter dazu bringen soll – und wird! –, nur noch bei ihm Rinder zu kaufen, kein einziges mehr bei Ash Lane. Die vier Langreiter erweisen sich als gute Cowboys, bleiben bis zum Herbst ohne Lohn zu fordern bei ihm und trailen mit den Rindern zur Goldgräberstadt. Die ganze Zeit über spürt Dan, dass die vier Burschen in Gold Cup noch etwas anderes vorhaben. Er meint zu wissen, dass sie sich am Geld von Pat Quinn bereichern wollen, weiß aber nicht, wie. Nur eines weiß er: Dies wird er zu verhindern versuchen – und wenn er alle vier umlegen muss!

Was aber unternimmt Ash Lane mit seiner Mannschaft gegen das Rindertreiben nach Gold Cup? Wo werden Dan Reardon und seine Männer auf dem weiten Weg zu ihrem Ziel in einen Hinterhalt reiten? Ash Lane und Link Bellew haben Dan Reardon den Tod geschworen. Collie Knapp und er sollen gemeinsam an einem starken Ast baumeln.

EXTRAS GALERIE (6 Bilder)

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Fazit

Bereits mit diesem Frühwerk des amerikanischen Autors wird eine Story vorgelegt, die sein Talent aufzeigt, spannende Romane zu verfassen, die zudem noch mit psychologischen Raffinessen aufwarten. Seine Figuren sind bis zum Krämer in der Kleinstadt sehr gut gezeichnet und kommen glaubwürdig herüber. Selbst die Banditen weisen vielschichtige Charaktere auf und sind nicht nur einfach böse Menschen, nein, sie kennen beide Seiten des schmalen Grates. Sie wissen, dass sie nicht mehr zurückkönnen, es aber auch nicht mehr wollen. Nur der Jüngste von ihnen hat noch eine Chance, will diese jedoch nicht nützen.

Auch das Spiel der beiden Frauen ist nicht uninteressant, würzt diese Story gut. Und glaubt man, dass der unnachgiebige alte Rancher an Härte zu anderen sowie zu sich selbst nicht zu überbieten sei, lernt man mit Pat Quinn einen noch schlimmeren Mann kennen. Auch Dan Reardon hat so einiges an Bauernschläue zu bieten und kocht sein eigenes Süppchen, versucht aber, sich dabei nicht in Grausamkeiten zu verfangen.

Mehr anzeigen... (Achtung-Spoiler!)

Einer der ärgerlichsten Rancher, über die ich bisher las, wird hier vorgestellt: Ash Lane. Dieser Mann hat nur sein eigenes Gesetz im Auge, seine Macht über das Long Tom Valley und deren Bewohner, die darin leben dürfen, wenn sie Lanes Allmacht akzeptieren. Er hat auch für seine Frau kein Verständnis gezeigt, die an seiner Härte zugrunde ging, und führt dies bei der Tochter weiter, obwohl er meint, sie innig zu lieben. So ist er blind gegen Reardons Art, der Lanes Weg in dieser Form keinesfalls fortsetzen will. Mit unversöhnlichem Hass verfolgt er ihn, will ihn am liebsten selbst erschießen, bloß weil Dan es wagte, sich seinem Despotismus zu entziehen und ihm sogar die Stirn bietet. Als Dan ihn vor dem Ruin durch Pat Quinn mit seinem erworbenen Geld freikauft, ist dies kein Grund für Ash Lane, auf seine Mordgelüste zu verzichten, denn für ihn existiert nur noch Link Bellew, dem er blind vertraut. Selbst als ihm Dan Reardon klarmacht, dass dieser hinterlistige Kerl zu den Pferdedieben gehört und nun Ashs gesamte Herde veruntreut und ihn damit endgültig ruinieren wird, glaubt er nur an eine Gemeinheit vonseiten Reardons. Auch Sue kann ihren Vater nicht umstimmen; sie ist aber nicht bereit, den ihr verhassten Vormann an sich heranzulassen. Sie begriff in der Zwischenzeit, dass sie sich in Dans Absichten gehörig irrte, als sie ihm im Frühjahr nicht vertraute.

Ich dachte beim Kauf dieses Buches: Was soll dieser komische deutsche Titel bedeuten? Während der Lektüre wurde mir klar, dass dieser Titel genau passt. Denn es erweist sich, dass Dan Reardon nicht dem Zwang des großen Reichtums erliegt, sondern es ihm genügt, ein Cowboy zu sein und dies zu bleiben.
Somit: Dan bleibt im Sattel!

Höchste Empfehlung!

Gottfried Marbler, Mai 2022


 Bewertung

10 von 10 Revolverkugeln