Fluß ohne Wiederkehr – Wayne D. Overholser

Created with Sketch.

Fluss ohne Wiederkehr – Wayne D. Overholser

Rezension


Leseversion: HEYNE WESTERN TB 2079
Originaltitel: Standoff At The River (1961)
Verlag: Heyne
Übersetzung: Walter Brumm
Veröffentlicht: 1965
Status: Dt. Erstauflage ?
Seiten: 158


Autor: Wayne D. Overholser
Realname: Wayne D. Overholser

Galerie Fazit


Veröffentlicht: 14.1.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Dieser Roman behandelt das historische Gefecht zwischen weißen Milizsoldaten und Cheyenne-Kriegern, die durch Sioux und Arapahos verstärkt wurden. Das Gefecht dauerte vom 17. bis zum 19. September 1868 im heutigen Colorado, knapp an der Grenze zu Kansas in einem Nebenarm des Republican River. Die 50 weißen Milizsoldaten unter Brevet Colonel George A. Forsyth‘ und Lieutenant Frederick H. Beechers (ein Verwandter der berühmten Harriet E. Beecher-Stowe, die Autorin von „Onkel Toms Hütte“) Führung flüchteten sich auf eine kleine Insel, eher eine größere Sandbank, im Fluss und wurden so von den Indianern nicht gleich niedergemacht, die etwa 10- bis 20-fach überlegen waren.
Wie diese Kämpfe ausgingen, kann im Internet oder in vielen Büchern nachgelesen werden – zum Beispiel in Dee Browns „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ – oder eben in dem hier besprochenen Westernroman. Die Insel wurde später nach dem gefallenen Lieutenant Beecher als “Beecher Island” benannt. Sie ist nicht mehr erhalten, denn 1935 soll eine starke Flut sie weggespült haben und das 1905 auf ihr errichtete Denkmal wurde dadurch ebenfalls zerstört.

Pulverrauch – Anmerkungen

Der Roman wurde nochmals bei Heyne 1984 nachgedruckt, außerdem gibt es eine Neuauflage im Apex Verlag als e-Book und Taschenbuch (2019),
Ob die Heyne-Veröffentlichung wirklich die erste in deutscher Sprache ist, ist derzeit noch unklar, eine Leihbuchausgabe im Balowa Verlag könnte früher erschienen sein (Stand Januar 2022).

Inhalt

Jedediah Jones, ein Lehrer, der die Liebe einer Frau nicht erwidern will; Bill Harney, ein tüchtiger Scout und genannt “der Prahler”; Matthew Redig, ein Farmer, dessen Familie in seiner Abwesenheit von Cheyenne-Kriegern getötet wurde; der 18-jährige Jamey Burns, ein Farmerjunge, der von großen heroischen Taten träumt; der Prediger Anthony Crowell, der die Seelen der Milizionäre für den Himmel retten möchte – das sind die Hauptfiguren dieser Story.
Sie sind Teil der 50 Mann starken Miliztruppe unter Colonel George A. Forsyth, um an den Cheyennes Vergeltung zu üben, die zuvor in Kansas Farmen überfielen und deren Bewohner massakrierten. Das vier Jahre zuvor von Einwohnern aus Denver verübte historische “Sand-Creek-Massaker” spielt für die Weißen hier als Verständnis für den Zorn der Cheyennes keine Rolle.

Die wohl fiktiven Lebensgeschichten dieser fünf Männer tragen die Story der historischen “Beecher Island Battle 1868” durch den Roman. Der Autor verwebt ihre Beweggründe gekonnt mit dem historischen Geschehen, erzählt von Männern, die mit dem unvermeidlichen Tod vor Augen über sich hinauswachsen, von Männern, die jegliches Geschehen einfach hinnehmen und denen nur wichtig ist, möglichst viele Indianer zu töten, von Männern, die angesichts der furchterregenden Indianer zu Memmen werden und sich tief in den Sand der Schwemminsel eingraben.
Wichtige Charaktereigenschaften sind somit aufgezählt, die in dieser Story zur Entfaltung kommen und dadurch verhindern, dass es eine mehr oder weniger trockene Geschichtsabhandlung wird. Aber auch diese kommt nicht zu kurz, doch die Brillanz des Autors macht daraus einen lehrreichen und dennoch überaus spannenden Roman. Wenn auch im 1. Teil der Story die fünf Lebensgeschichten etwas viel Platz einnehmen, so wird zunehmend klarer, dass keine Seite davon unnötig vergeudet wurde. Erst durch die Verbindung mit den einzelnen bisherigen Schicksalen wird das ganze Geschehen so richtig mit Blut gefüllt.
Zum Schluss wird im kurzen 3. Teil auf alle fünf Personen weiter eingegangen und deren zum Teil geläutertes weiteres Schicksal teils lakonisch, teils offenbleibend und teils dramatisch abgehandelt.


EXTRAS GALERIE (2 Bilder)

Für mehr Infos einfach mit der Maus über die Bilder fahren oder anklicken.


Fazit

Ein großartiger Roman, geschrieben von einem Giganten des amerikanischen Westerns. Ein Roman, der es verdiente, im schulischen Geschichtsunterricht eingesetzt zu werden, denn hier wird keine Seite nur als gut und edel dargestellt. Es handelt sich ausschließlich um Menschen, die in ihrer Zeit leben und sterben und die somit eben das tun (müssen), was damals getan wurde. Die einen kämpften für ihr Land und ihre bisherige Lebensweise – die anderen eroberten dieses Land für sich, weil sie es einfach haben wollten und nicht bereit waren, es mit den Ureinwohnern zu teilen.

Sehr guter Schreibstil, vermischt mit ganz leichter Sympathie für die Weißen, aber die wirkt meines Erachtens hier nicht einmal als störend.

Unbedingte Leseempfehlung!

Gottfried Marbler, April 2021


 Bewertung

10 von 10 Revolverkugeln