Männer der Weide – G.F. Unger

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Männer der Weide – G.F. Unger

Rezension


Leseversion: G.F. UNGER TB Band 43261
Verlag: Bastei
Veröffentlicht: 1992
Status: Nachdruck
Erstauflage: Leihbuch – Indra Verlag (1955)
Seiten: 172


Autor: G.F. Unger
Realname: Gert Fritz Unger

Galerie Fazit

Veröffentlicht: 31.03.2022

Rezension von Gottfried Marbler

Hintergrund

Gert Fritz Unger dürfte sich im Jahre 1955 (da war ich noch gar nicht geboren) endgültig als Leihbuchautor in der damals prosperierenden Szene etabliert haben. Vorbei war es mit der ihm inzwischen leidig gewordenen Romanheftschreiberei – ab 1953 (4 eigene LB) sattelte er seine Pferde mehr und mehr bei diesen Verlagen auf.
1955 schrieb er allein 19 Leihbücher! Also mindestens 1,5 Bücher im Monat. Eine recht beachtliche Leistung, bedenkt man, dass er dies mit einer Schreibmaschine vollbrachte, wo es keine Fehlerbearbeitung per Korrekturprogramm gab! Da musste händisch korrigiert oder die getippte Seite erneut geschrieben werden, dies mit 2, 3 oder 4 Durchschlägen mit blauem Durchschreibpapier. Und das Seite um Seite mit zumeist einer Zeile Abstand!

Inhalt

Zehn Jahre war der junge Matt Oarson (recht eigenwillige Schreibung des Namens) fort von der heimatlichen Ranch, weil ihn sein Vater, Dirk Oarson, viel zu streng an die Kandare nahm. In diesen wilden Jahren machte er sich als Revolvermann einen großen Kriegsnamen: Matt Kinney!
Doch nun zieht es ihn nach Hause – und das beinahe zu spät! Denn seine Heimatweide samt Ranch ist eigentlich verloren; sein Vater und seine Schwester sind ruiniert, die meisten Männer der Weide vertrieben oder getötet worden. Seit zwei Jahren konnte sein Vater keine Rinder mehr verkaufen, denn entweder trieben Rustler sie direkt von der Weide ab oder Tiere und Treibmannschaft wurden brutal erledigt.

Matt Oarson bekommt dies alles von seiner Schwester zu hören, die ihn als Einzige erkannt hat. Er beschließt, sich vorerst seinem Vater nicht zu erkennen zu geben, denn er will nicht als der verlorene Sohn reumütig heimkehren, sondern als der Mann, der ihm ebenbürtig zur Seite stehen kann und es auch will. Da er gleich zu Beginn in der Stadt die drei Mackerson-Brüder zurechtstutzt, provoziert er eine tödliche Rache an den letzten Männern seines Vaters und an dem alten Mann selbst. Die Mackersons nehmen Dirk Oarson gefangen, damit er einem großen Rancher seinen gesamten Besitz überschreibt – und danach getötet werden soll!

Kann Matt Oarson alias Matt Kinney hier rettend einspringen, obwohl er davon noch gar nichts ahnt? Was kann er noch tun, wenn der „Mann im Hintergrund“ es geschafft hat, seinem Vater die Unterschrift abzupressen? Wie will er die Mackersons daran hindern, seinen Vater zu töten? Was ist mit der jungen Frau, die unbekannterweise bei den Brüdern wohnt, aber von diesen mörderischen Raufbuben wie eine Heilige verehrt wird? Wer sind diejenigen im Hintergrund, welche die Befehle geben und riesiges Interesse daran haben, die Oarson-Ranch zu erledigen und alle ihre Männer der Weide zum Teufel zu jagen?

GALERIE (5 Bilder)

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Fazit

In diesem Roman erlebt man noch einen relativ unbeschwert schreibenden G.F. Unger, der zwar schon etliche seiner späteren so starken Züge aufweist, im Allgemeinen jedoch konkret zur Sache geht. Die Getöteten häufen sich noch, und die „Guten“ haben nicht sehr viele Gewissensbisse beim Abschießen der „Bösen“. Auch ist in diesem Plot noch keine “political correctness” zu erkennen, bedenkt man die heutzutage verpönten Bezeichnungen „Neger“, „Nigger“, „Krüppel“ und so weiter. Zu beachten daran ist schon, dass diese Wörter nicht als Diffamierungen gebraucht wurden, sondern deshalb, weil sie eben Stand der Dinge waren. So ist der Krüppel das Gehirn und der beste Schütze der Mackersons. Der Koch der Oarson-Ranch namens „Simba“ ist ein gleichwertiger Mann der Weide wie die anderen Cowboys und auch einer, der es durchaus wagen darf, einem Weißen eine Tracht Prügel anzudrohen und weiße Rustler mit einer Schrotflinte über den Haufen zu schießen! Gewiss ein erhebliches Unding zur damaligen Zeit.

Was in diesem Roman mehr als nur beschworen wird, ist Ungers Vorliebe für Cowboys, die „Männer der Weide“, was sich aber auch auf die „Cowboy-Rancher“ samt ihrem Anhang überträgt, so diese sich auf der eigenen Weide betätigen und sich mit der schweren sowie intensiven Arbeit identifizieren.

Im Wesentlichen kann dieser Roman als Hommage an alle treuen Cowboys und Rancher angesehen werden, die füreinander einstehen, wobei sich die Frage erhebt, wie häufig dies vonseiten der Besitzenden tatsächlich erlebbar war…

Teils noch ein wenig unausgegoren, aber einwandfrei ein Unger-Text, der seine echte Größe mehr als nur erahnen lässt.

Gottfried Marbler, März 2022


 Bewertung

9 von 10 Revolverkugeln