Silber aus Mexico (FARGO TB Band 1) – John Benteen
Rezension
Leseversion: FARGO TB – Band 1
Originaltitel: Fargo (1969)
Verlag: Pabel Verlag
Übersetzung: K.H. Poppe
Veröffentlicht: 1977
Status: Nachdruck
Deutsche Erstauflage: COLT WESTERN 16 (1972)
Seiten: 148
Autor: John Benteen
Realname: Benjamin Haas
Veröffentlicht: 31.03.2022
Rezension von Thomas Dolina
Hintergrund
Der etwa 35-jährige Titelheld Neal Fargo ist Söldner, Waffenschmuggler und Bodyguard. Dieses Leben hat ihn gezeichnet: Er hat bereits weiße Haare, eine mehrmals gebrochene Nase und ein “Blumenkohlohr”. Als Mann fürs Grobe nimmt er es gerne mit einer Armee von Gegnern auf. Dafür schleppt er ein ganzes Waffenarsenal mit sich herum – z.B. eine .38er mit Spezialmunition, ein asiatisches Klappmesser mit 10-Zoll-Klinge sowie eine abgesägte Schrotflinte.
Ungewöhnlich für eine Westernserie spielen die Abenteuer nach 1910. Der erste Roman führt Fargo in die mexikanische Revolution. Mehrere Guerilla-Gruppen kämpfen gegen Diktator Diaz, aber auch gegeneinander. Einer davon ist der legendäre Freiheitskämpfer Pancho Villa (1878-1923), der lange Zeit die nördliche Provinz Chihuahua kontrollierte und dafür auf Waffenlieferungen aus den USA angewiesen war. Im Auftaktband wird Fargo zu seinem Verbündeten…
Im US-Original gab es 23 FARGO-Romane, allerdings nur 14 wurden ins Deutsche übersetzt – zunächst als Subserie im COLT WESTERN, dann als eigene FARGO TB-Serie. Hauptsächlich jene Bände, die in Südamerika oder sogar auf den Philippinen spielen, hat man weggelassen.
Erfinder & Hauptautor war der US-Schriftsteller John Benteen (alias Benjamin Haas), der auch die ersten SUNDANCE-Western schrieb.
Inhalt
Drüben in Mexiko tobt wieder einmal die Revolution. Neal Fargo kommt in die texanische Grenzstadt El Paso. Der ehemalige Preisboxer weiß: Hier finden gute Kämpfer immer einen Job. Bei einer nächtlichen Tour durch die Saloons gerät er in eine Prügelei mit zwei betrunkenen Schlägertypen. Die hübsche Lokalbesitzerin Tess versorgt ihn danach in ihrem Schlafzimmer…
Am nächsten Tag wird Fargo von Ted Meredith angesprochen. Er hat in Mexiko eine Silbermine, die er aufgrund der heiklen politischen Situation räumen muss. Barren im Wert einer Viertelmillion Dollar sollen weggeschafft werden. Die Mine wird von einer großen Horde „Revolutionäre“ belagert. Sein Geschäftspartner, der Geologe Sam Delaney, hat nur 18 Männer zur Verteidigung.
Für einen Anteil von zehn Prozent des Silbers soll Fargo die Barren in die USA schaffen und auch Delaney und dessen Frau heil aus Mexiko herausbringen. Meredith begleitet ihn als Führer, denn die Mine ist in den Bergen der Sierra Princess schwer zu finden. Kaum sind sie über der Grenze, werden sie bereits von Mexikanern verfolgt und retten sich auf die Hazienda von Merediths Freund Don José, die ebenfalls von einer Gruppe „Revolutionäre“ belagert wird. In Wirklichkeit sind es einfache Banditen.
Die Hazienda gleicht einer Festung. Dank einiger Schnellfeuerkanonen kann sich Don José die Feinde vom Hals halten. So richtig umgehen können seine Männer aber nicht mit den Waffen. Fargo schult sie ein. Don José gibt sich als vornehmer Edelmann, in Wahrheit ist er ein gemeiner Tyrann, der seine Arbeiter und Vaqueros wie Sklaven behandelt. Selbst seine hübsche Tochter Juanita hält er wie eine Gefangene. Sie verführt Fargo in der Hoffnung wegzukommen. Als die Hazienda von den Banditen überrannt wird, entkommen Fargo und Meredith nur dank ihrer Hilfe und nehmen sie mit.
Nach einigen Tagen erreichen sie den Canyon, in dem die Mine liegt. Er hat die Form einer Sanduhr und ist von steilen Felswänden umschlossen. Der schmale Durchgang in der Mitte wurde durch eine Sprengung blockiert, sodass Angreifer nicht rein, aber auch die Verteidiger nicht raus können. Beim dramatischen Abstieg auf einem Schleichweg stürzen zwei Pferde in die Tiefe. Fargo, Meredith und Juanita erreichen unverletzt die Mine.
Die Mexikaner sind mit etwa 80 Männern stark in der Überzahl. Ihr Anführer ist Hernandez, der angeblich für Pancho Villa kämpft, aber in Wirklichkeit selbst dessen Position einnehmen möchte. Mit dem Silber könnte er genug Soldaten anheuern, um Villa zu besiegen. Crystal, die Ehefrau von Merediths Geschäftspartner Delaney, entpuppt sich als heimliche Geliebte von Meredith. Sie sieht Juanita als unerwünschte Konkurrentin und macht sich auch an Fargo heran, der sie jedoch abblitzen lässt.
Fargos Plan: Ein Loch muss in die Barriere gesprengt werden! Wenn die Mexikaner durchkommen, sollen sie über ein Minenfeld in den Tod laufen. Scharfschützen in Felsnischen würden den Rest erledigen…
Meredith selbst verlegt das Dynamit und sprengt den Durchgang frei. Die restlichen Ladungen gehen aber nicht hoch und die Feinde haben freie Bahn! Fargo wird nach einer Kopfverletzung bewusstlos…
EXTRAS GALERIE (5 Bilder)
Bild 01-02: Cover und Rückseite
Bild 03: Deutsche Erstauflage als COLT WESTERN – Band 16
Bild 04-05: Amerikanische Ausgabe bei Belmont Tower (1969) und e-Book Version (2024)
Für mehr Infos einfach mit der Maus über die Bilder fahren oder anklicken.
Fazit
Dass der Roman bereits nach 1910 spielt, kommt in der deutschen Version gar nicht zur Sprache. Auch auf die historischen Hintergründe um Pancho Villa wird kaum eingegangen. Doch das tut der Spannung und Action keinen Abbruch! Wie im Originalroman wird den detailreichen Kampfszenen viel Platz eingeräumt – egal ob Schlägerei, Messerkampf oder der Einsatz von Maschinengewehren. Bei der finalen Schlacht um die Mine fühlt man sich stark an einen Hollywood-Kriegsfilm erinnert.
Die dramatische Schilderung des Abstiegs in einen Canyon enthüllt Fargos Schwachstelle: Der Held hat Höhenangst! Und Leser, die ebenfalls darunter leiden, könnte es bei dieser atemberaubenden Szene selbst schwindlig werden…
Neal Fargo als Hauptfigur ist zwar nicht gerade ein Sympathieträger, aber wer die dreckigen Helden der harten Italowestern mag, findet sicher Gefallen an der weißhaarigen Kampfmaschine und freut sich auf weitere Abenteuer!
Thomas Dolina, März 2022
Bewertung